Hannes Raffaseder
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...trotz allem

(Zwölf für Arnold)



Entstehungsjahr:

1995/2001

Uraufführung:

2. April 2001, Wiener Musikverein, Ensemble Kontrapunkte, Peter Keuschnig
Pressestimmen

Besetzung:

Flöte, Altsaxophon, Posaune, E-Gitarre,
Drum-Set

(Bassdrum, Snaredrum, 3 Tomtoms, Hihat, Ride- und Crash Becken, 2 Woodblocks),

Klavier, Marimba, Violine, Violoncello, Kontrabass

Verlag:

Doblinger, Wien

Eigentlich begann ich erst gegen Ende meines technischen Studiums im Jahr 1995 (mehr oder weniger) ernsthaft zu komponieren, auch wenn freilich schon früher einige wenige Werke entstanden sind. Die Grundidee und die erste Fassung meiner Komposition „...trotz allem (Zwölf für Arnold)“ markieren somit in gewisser Weise auch den Beginn meiner kompositorischen Arbeit.

Meine damals zum Teil noch unwissende Sicht auf die zeitgenössische Musik war (und ist es bis zu einem gewissen Grad wohl auch noch heute...) geprägt von verschiedensten Gegensätzen und ästhetischen Grabenkämpfen: Traditionsbewusstsein gegen uneingeschränkten Fortschrittsglauben, „Melodien“  gegen eine Abfolge von „Geräuschen“, konkrete, fühlbare Rhythmik gegen komplexe, kaum nachvollziehbare Verhältnisse von Notenwerten, emotionaler Gestus gegen rational begründbare, intellektuelle Ideen, etc.

Wie sollte ich mich als Neu- und Quereinsteiger positionieren?

Irgendwie war ich – und bin es bis zum Teil auch noch heute – hin und hergerissen zwischen den verschiedenen Meinungen, Strömungen, Schulen, die ich vor allem als Autodidakt nach und nach kennen gelernt habe. Einerseits war ich fasziniert von den vielfältigen Ideen, den Entwicklungen, Neuerungen, den fantastischen, vorher nie gehörten Klängen, die die sogenannte Avantgarde hervorgebracht hat. Andererseits war ich unzufrieden und hatte immer das Gefühl, dass irgendetwas falsch gelaufen ist... (Von den vielen Gegenströmungen, die es immer gegeben hat wusste ich einfach noch zu wenig. Vielleicht ist das auch irgendwie bezeichnend...?)

Musik war und ist für mich Kommunikation (...möglicherweise habe ich deshalb Nachrichtentechnik studiert?) und kann somit nur funktionieren, wenn es erstens Sender und Empfänger – also  Komponist, Interpret und Hörer gibt – und diese zweitens über die gleichen Codes verfügen, also die verwendete (musikalische) Sprache verstehen.
Keinesfalls sollen daher Hörer aus ihrer „Pflicht“ entlassen werden, sich das neue musikalische Vokabular ebenfalls anzueignen, um die neuen Entwicklungen aufnehmen, erleben zu können.

Aber ist es wirklich sinnvoll, für jedes neue Werk eine völlig neue Sprache zu erfinden, wie dies auch heute noch gelegentlich gefordert (und gefördert...) wird?

Quasi als meine erste Antwort auf diesen Zwiespalt habe ich „trotz allem... (Zwölf für Arnold)“ komponiert. Arnold (Schönberg) steht dabei als Synonym für viele KomponistInnen, die mich mit ihren Ideen, ihren Neuerungen fasziniert und somit bewusst oder unbewusst beeinflusst haben.
Ich habe in diesem Werk versucht, einige dieser kompositorischen Konzepte (vor allem die Zwölftontechnik) in einer für mich („trotz allem“) passenden Form zu verwenden, dabei aber („trotz allem“) nicht ganz auf jazzige, vielleicht sogar rockige Rhythmen und melodiöse Anklänge zu verzichten.

Heute, also sechs Jahre später haben sich einige scheinbare Gegensätze quasi von selbst aufgelöst und einige Missverständnisse geklärt. Die grundsätzliche Fragestellung und die 1995 entworfenen Ideen haben aber für mich im wesentlichen nach wie vor Gültigkeit. In der gründlichen Überarbeitung des Stücks im Jahr 2001 habe ich vor allem versucht, Instrumentation und formale Aspekte auf meinen aktuellen kompositorischen Wissenstand zu bringen...



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